
Lungenemphysem – Alle interventionellen Therapieverfahren zur Lungenvolumenreduktion nur am Universitätsklinikum Halle verfügbar
Künstliche Ventile in der Lunge können bei schwerem Emphysem helfen
Dr. Stephan Eisenmann
Eine in Deutschland sehr häufige Erkrankung ist das Lungenemphysem. Dabei handelt es sich um eine unwiederbringliche Zerstörung der kleinen Lungenbläschen, sodass größere Blasen, sogenannte Bullae entstehen. Die Folge ist, dass die gefangene Luft im Brustkorb eine Überblähung hervorruft, die sich durch Luftnot bereits bei geringster Belastung bemerkbar macht. Nicht alle Lungenbereiche sind in der Regel gleich schwer betroffen, und da setzten auch die Versuche an, die Folgen zu mildern.
In Deutschland gibt es zirka 360 000 Erkrankte mit einer schweren oder schwersten COPD (Chronisch obstruktive Lungenerkrankung, GOLD-Stadium≥ 3). Für etwa 15.000 dieser Patienten kann eine Lungenvolumenreduktion in Betracht gezogen werden. Hierbei gibt es mehrere Verfahren, deren Ziel eine Verkleinerung des Volumens der am stärksten zerstörten Lungenbereiche ist. Dies hat positive Auswirkungen sowohl auf die Belastbarkeit und kann sogar die Herzleistung steigern.
Vorraussetzung: Indikation durch den Facharzt
Zunächst ist durch den niedergelassenen Lungenfacharzt die Voraussetzung – also die Indikation – zu stellen. Eine optimale Medikation der COPD ist unabdingbar, ebenso eine stabile Nikotinabstinenz. Dann ist über verschiedene Funktionsuntersuchungen zu klären, ob eine Lungenvolumenreduktion technisch machbar und medizinisch sinnvoll ist. Zu diesen Untersuchungen gehört neben verschiedenen bildgebenden Verfahren auch eine Bronchoskopie (Atemwegsspiegelung) mit Messung der kollateralen Ventilation (Luftfluss über Gewebebrücken benachbarter Lungenlappen). Hiervon hängt dann im weiteren Verlauf ab, welches endoskopische Verfahren zum Einsatz kommen kann.
Die Behandlungsmöglichkeiten für COPD-Patienten haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert, sodass insbesondere für die Behandlung mit Ventilen und Heißdampf sowie die operative Lungenvolumenreduktion neben der Symptomkontrolle auch eine Verbesserung der Leistungsfähigkeit und sogar des Überlebens nachgewiesen werden kann, falls eine effektive und nachhaltige Volumenreduktion erreichbar ist.
Sehr häufig: Einsatz von Ventilen
Am häufigsten werden künstliche Endobronchialventile eingesetzt und dadurch ein Lungenlappen blockiert. Dadurch kann Luft ausschließlich entweichen, das Lungenvolumen reduziert sich. Ventile sind nur möglich, wenn keine Luftbrücken zwischen den Lungenlappen bestehen. Bei fehlender Verbesserung können Ventile auch wieder entfernt werden.
Bei Vorhandensein von Luftfluss zwischen benachbarten Lungenlappen ist eine Behandlung mit Ventilen nicht sinnvoll, da eine gezielte Entlüftung eines Bereiches nicht möglich ist. Dann können, je nach Verteilung der Emphysemblasen, verschiedene alternative Behandlungsverfahren in Betracht gezogen werden: Coils, Heißdampftherapie (BTVA) und Fibrinkleber (AeriSeal). Alle diese Verfahren sind im Rahmen von Studienprogrammen verfügbar und führen über verschiedene Mechanismen zu einer Volumenreduktion. In bestimmten Fällen kann auch eine operative Volumenreduktion sinnvoll sein. Hierbei ist eine kollaterale Ventilation nicht störend. Die Auswahl der Methode hängt von der Anatomie sowie auch z.B. den Begleiterkrankungen und Medikamenten des Patienten ab.

Vollständige Volumenminderung des rechten Lungenoberlappens („weißes Dreieck“) infolge einer endoskopischen Ventilbehandlung.

Ventile sitzen im linken Lungenunterlappen, die Luft kann durch die mittelständigen Silikonlippen passiv entweichen (Bild links). Bei der Einatmung sind diese dann wieder verschlossen (Bild rechts).
Die Abteilung Pneumologie des Universitätsklinikums Halle-Wittenberg unter der Leitung von Dr. Stephan Eisenmann kann derzeit als einziges Zentrum in Mitteldeutschland auf alle beschriebenen zugelassenen Verfahren zurückgreifen, die unseren Patienten sowohl in der Routineversorgung als auch im Rahmen von Studienprogrammen angeboten werden. Die Therapieentscheidung wird anhand der erhobenen Befunde vorab in interdisziplinärer Diskussion getroffen.
Die Abteilung kooperiert eng mit der Hallenser Lungenärztin Dr. Doris Jäger. Frau Dr. Jäger ist kompetent, nach einer ausführlichen Untersuchung des Patienten zu entscheiden, ob eine Überweisung an die Abteilung Pneumologie der Universität Halle zur Lungenvolumenreduktion sinnvoll ist.